Der Marshmallow-Test – oder die Frage, wie Menschen auf Verlockungen reagieren, und zu welchen Mitteln sie greifen, um den Belohnungsaufschub auszuhalten?

Walter Mischel, der mit seiner Familie aus Österreich in die USA geflohen war, entwickelte den Marshmallow-Test in den 1960er-Jahren an der Stanford University: Der Psychologe stellte Kinder im Vorschulalter vor die Wahl, ein begehrtes Objekt, zum Beispiel eben ein Marshmallow, sofort zu bekommen oder 20 Minuten zu warten, für eine grössere Belohnung, also zwei Marshmallows oder andere Süssigkeiten.

Neben dem Tisch befand sich eine Glocke, mit der die Kinder den Versuchsleiter rufen konnten. Läuteten sie diese nach der Einführung in das Experiment, bekamen die Kinder den einen Marshmallow umgehend.

Kinder, im Alter von vier Jahren, wurden deshalb ausgewählt, weil ab dieser Zeit individuelle Unterschiede sichtbar werden und die Kinder beginnen, die Wahl zwischen einer grösseren und einer kleineren Belohnung zu begreifen. Ziel des Tests war es ursprünglich, herauszufinden, wie Willensstärke bei Kindern und Erwachsenen funktioniert. Die Leitfrage lautete: Wie reagieren Menschen auf Verlockungen, und zu welchen Mitteln greifen sie, um den Belohnungsaufschub auszuhalten?

In den 1960er-Jahren stellte der Psychologe Walter Mischel vier- bis sechsjährige Kinder vor die Qual der Wahl: ein Marshmallow sofort aufessen – oder 20 Minuten warten, um dann zwei zu bekommen. Der Marshmallow-Test förderte zutage, wie Menschen auf Verlockungen reagieren, und wurde bald sehr berühmt. Quasi nebenbei und erst im Laufe der Zeit fand Mischel aber auch heraus, dass die Fähigkeit zum Belohnungsaufschub und zur Selbstkontrolle bereits im Kindesalter Schlüsse über Erfolg im späteren Leben zulässt. Nachdem andere berühmte Wissenschaftler wie Nobelpreisträger Daniel Kahneman oder Steven Pinker diesen Zusammenhang aufgegriffen haben, stellt Mischel seine Forschungen jetzt erstmals selbst einer breiten Öffentlichkeit vor. Er beschreibt die Hintergründe des Experiments und die zahlreichen Folgestudien, die sich daraus ergaben; erinnert sich an ehemalige Kollegen und Schüler und erzählt von seinen eigenen Kindern.

Ich empfehle dieses Buch allen Psychologie-Interessierten, die in die Geschichte des Marshmallow-Tests eintauchen wollen, und allen Naschkatzen, die sich mit Selbstkontrolle schwertun.